Anatoly Vasiliev (Moskau)
Methode der Handlungsanalyse
— Unterrichtsjahre: 1990 / 1991


Der russische Regisseur Anatoly Vasiliev ist mit seinem legendären Stück „Cerceau“ und mit seinen Improvisationen nach Pirandello in den letzten Jahren auch bei uns berühmt geworden. Anatoly Vasiliev studierte am Moskauer GITIS Regie bei Andrej Popow und Maria Knebel. Er inszenierte am MChaT und am Taganka Theater auf Einladung Jury Ljubimows und eröffnete darauf sein eigenes Theater „Schule der Dramatischen Kunst“.
„Das spielerische Theater ist wohl das ursprünglichste, es reicht zurück zum Ritus, zum Spiel. Es ist das demokratischste, das kontaktfreudigste und das am stärksten improvisierende. Im spielerischen Theater spielt der Schauspieler die eine oder andere Geschichte aus, und die Meisterschaft seines Spieles wird selbst zur hohen Kunst, erfüllt den Zuschauer mit Freude. Im Ergebnis entsteht Wahrheit. Im psychologischen Theater ist die Wahrheit jede Sekunde anwesend. Vielleicht ist das Wichtigste bei der Arbeit mit dem Schauspieler: auf allen Etappen den freien Raum in seiner Seele freizuhalten. Ihn zu überzeugen: du kannst alles, hast unschätzbar reiche Fähigkeiten, du hast es bisher nur nicht verstanden oder geschafft, sie in dir zu entdecken und sie ihrer Bestimmung gemäß zu benutzen. Sowohl während des Unterrichts als auch während der Proben passiert ein sehr feiner und komplizierter Prozess der Selbstfindung eines Menschen. Ich habe oft beobachtet, und zwar immer mit einem unglaublichen Genuss, wie sich bei einem Schauspieler während der Arbeit die Augen verändern.“
In der Kunst beginnt alles jederzeit von neuem. Und die Kunst des Theaters ist mündliche Kunst. Sie wird nicht durch den Buchstaben weitergegeben, sondern von Hand zu Hand. Von Seele zu Seele. So wie seit jeher das Handwerk vererbt wurde.